Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover wird mit „Bayer Hemophilia Awards Program 2020/21“ ausgezeichnet
Dr. Simon Krooss, Hannover, erhält einen Förderpreis für die Entwicklung eines neuen Gentransportmittels in der Therapie der Hämophilie A / Insgesamt gehören sieben Forscher aus sieben Ländern zu den Preisträgern und erhalten etwa eine halbe Million US-Dollar.
Leverkusen, 4. August 2021 – Hämophilie ist eine seltene Erbkrankheit, deren Behandlung eine große medizinische Herausforderung für die Gesundheitssysteme darstellt. Aus diesem Grund wird an vielen Einrichtungen an Therapien geforscht. Das „Bayer Hemophilia Awards Program“ (BHAP) unterstützt die grundlegende und klinische Forschung sowie die Ausbildung in diesem Bereich. Für das laufende Jahr sind jetzt die Preisträger gekürt worden. Insgesamt erhalten sieben Wissenschaftler aus sieben Ländern (Italien, Deutschland, Frankreich, USA, Niederlande, Großbritannien und China) diese Auszeichnung – darunter auch Dr. Simon Krooss aus Hannover.
An die Preisträger wird eine Gesamtfördersumme für innovative Forschungsansätze und Ausbildungsinitiativen in Höhe von 488.024 US-Dollar ausgezahlt. Ausgewählt wurden die Gewinner in drei Kategorien (Basic Research, Clinical Research und Fellowship Award) von einem international besetzten Gremium aus klinisch tätigen Hämophilie-Spezialisten und Forschern. Die Preisvergabe wird in einer virtuellen Zeremonie am 30. September 2021 stattfinden.
Hannoveraner Team forscht an der Weiterentwicklung einer Gentherapie
Dr. Simon Krooss aus der hepatologischen Forschungsgruppe um Prof. Dr. Michael Ott von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist einer der Preisträger in der Kategorie Grundlagenforschung. Das Forschungsprojekt seines Teams knüpft an die bereits etablierte AAV-Gentherapie an, die darauf abzielt, die Krankheit an ihrer Quelle zu bekämpfen: dem defekten Gen. Kern dieses Ansatzes ist es, die Proteinhülle des Adeno-assoziierten Virus (AAV) mit einer funktionsfähigen Kopie des FVIII Gens auszustatten. Dieser sogenannte virale Vektor schleust dann die FVIII Kopie in die Zellen der Leber ein, sodass diese das FVIII-Protein produzieren können. Das Problem dabei ist, dass das menschliche Immunsystem Antikörper gegen AAV bildet, so dass nur Patienten behandelt werden können, die noch keine Antikörper aufweisen. Dies schränkt die Behandlungsoptionen ein. „Das Ziel unseres Projektes ist es, ein neues Gentransportmittel zu entwickeln, das auf der neuartigen Lipid-Nanopartikeltechnologie basiert“, erklärt Krooss. „Diese Partikel sind in der Lage, das FVIII-Gen zu verpacken und in die Leber zu transportieren. Sie weisen eine ähnliche Struktur wie Fettmizellen auf, die aus dem Fettstoffwechsel stammen, und werden daher vom Immunsystem nicht erkannt. Somit könnten alle Patienten unabhängig von vorbestehenden Antikörpern behandelt werden. Auch eine wiederholte Anwendung wäre voraussichtlich möglich.“ Für Krooss ist die Idee, mit einer oder wenigen Injektionen eine regelmäßige Substitutionstherapie dauerhaft zu ersetzen und damit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, ein wesentlicher Antrieb seiner Forschung. „Mit dem Gewinn des Awards bekommen wir die Möglichkeit, intensiv einen fortschrittlichen Therapieansatz zu verfolgen, der eine erfolgversprechende Alternative zur AAV Gentherapie bilden könnte. Mit Prof. Dr. Andreas Tiede und seiner hämostaseologischen Expertise wissen wir zudem einen starken Partner an unserer Seite“, sagte Krooss anlässlich der Preisverleihung.
Tiede, Oberarzt Hämostaseologie und Professor an der MHH, war selbst BHAP-Preisträger im Jahr 2004. Damals ging es um Gentherapie auf der Basis von Stammzellen der Blutbildung. Er sieht in dem Förderpreis für Krooss eine Anerkennung seines weiterentwickelten Therapieverfahrens, das „weit größere DNA-Fragmente in Zielzellen einschleusen und dabei für den Patienten sogar schonender sein kann. Ich freue mich sehr, dass das BHAP dieses Forschungsprojekt unterstützt“, sagte Tiede.
Die unabhängige, international besetzte Jury aus klinisch tätigen Hämophilie-Spezialisten überzeugte bei der Arbeit aus Hannover die exzellente Diskussion der verschiedenen Stärken und Grenzen von Genverteilungsstrategien. Die Jury brachte in ihrer Laudatio ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass das Projekt eine wichtige Rolle bei der Ausweitung der Gentherapie auf dem Gebiet der Hämophilie spielen werde.
„Bayer Hemophilia Awards Program“ 2021/22 gestartet
Mit der Benennung der aktuellen Preisträger startet auch die neue Bewerbungsphase für das Förderprogramm zur Forschung im Bereich der Hämophilie. Auf diesem Gebiet tätige Ärzte und Forscher sind eingeladen, sich ab sofort für die Teilnahme am „Bayer Hemophilia Awards Program“ (BHAP) 2021/22 zu bewerben. Zum 19. Mal vergibt Bayer dann die Auszeichnungen für innovative Projekte in der Grundlagen- und klinischen Forschung, die dazu beitragen, die Therapiemöglichkeiten von Hämophilie zu verbessern. Einsendungen für den BHAP-Bewerbungszyklus 2021/2022 werden bis 30. November 2021 berücksichtigt. Die Preisträger werden im April 2022 bekannt gegeben. Alle Informationen und Bewerbungsunterlagen sind auf www.hemophilia-awards.bayer.com abrufbar.
Über das “Bayer Hemophilia Awards Program”
Das „Bayer Hemophilia Awards Program“ ist ein Beispiel für das Engagement von Bayer zur Förderung des wissenschaft¬lichen und klinischen Wissens, das die Behandlung von Hämophilie-Patienten verbessert. Die Prioritäten der Forschungsprojekte im „Bayer Hemophilia Awards Program“ reichen von Grund- und Begleiterkrankungen über therapeutische Innovationen bis zur Untersuchung molekularer Mechanismen oder experimenteller Modelle. Die Auszeichnung wird jährlich in drei Kategorien vergeben: Clinical Research Project, Basic Research Project und Fellowship Project.
Das „Bayer Hemophilia Awards Program“ unterstützt Grundlagenforschung und klinische Forschung, aber auch Ausbildungsinitiativen zum Thema Hämophilie. Eines der Hauptziele des „Bayer Hemophilia Awards Program“ ist die Förderung von jungen Wissenschaftlern und Fachärzten in der Weiterbildung sowie Fachpersonal in der Betreuung von Patienten mit Hämophilie. Dies soll die Entwicklung der nächsten Generation an Betreuungs- und Behandlungsoptionen für Menschen mit Hämophilie weltweit unterstützen. Seit seiner Initiierung im Jahr 2002 hat das „Bayer Hemophilia Awards Program“ mehr als 300 Preisträger mit Preisgeldern im Wert von über 36 Millionen US-Dollar an Wissenschaftler und Betreuer in 33 Ländern weltweit ausgezeichnet. Durch diese Unterstützung wurden schon mehr als 440 wissenschaftliche Artikel und Abstracts veröffentlicht. Weitere Informationen zum „Bayer Hemophilia Awards Program“ finden Sie unter www.hemophilia-awards.bayer.com.
Über Hämophilie A
Bei Hämophilie handelt es sich um eine erbliche Erkrankung, bei der eines der Proteine, das für die Blutgerinnung erforderlich ist, fehlt oder nur in geringer Konzentration vorhanden ist. Weltweit sind ungefähr 400.000 Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Hämophilie A ist die häufigste Form der Hämophilie, bei der die Blutgerinnung durch den fehlenden oder defekten Gerinnungsfaktor VIII gestört ist. Bei an dieser Krankheit leidenden Patienten treten häufig Blutungen in Muskeln, Gelenken und Geweben auf, die im Laufe der Zeit chronische Gelenkschäden verursachen können. Verletzungen können schwerwiegende Folgen haben, wenn sie nicht angemessen behandelt werden, da das Blut bei Patienten mit Hämophilie langsamer gerinnt als bei gesunden Menschen. Von Hämophilie A sind Menschen weltweit betroffen, mit einer geschätzten Häufigkeit von 1 zu 5.000 männlichen Lebendgeburten. So gibt es derzeit ungefähr 6.000 Betroffene in Frankreich, 4.000 in Deutschland und 13.000 in den USA.
Über Bayer
Bayer ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Kernkompetenzen auf den Life-Science-Gebieten Gesundheit und Ernährung. Mit seinen Produkten und Dienstleistungen will das Unternehmen Menschen nützen und die Umwelt schonen, indem es zur Lösung grundlegender Herausforderungen einer stetig wachsenden und alternden Weltbevölkerung beiträgt. Bayer verpflichtet sich dazu, mit seinen Geschäften einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Gleichzeitig will der Konzern seine Ertragskraft steigern sowie Werte durch Innovation und Wachstum schaffen. Die Marke Bayer steht weltweit für Vertrauen, Zuverlässigkeit und Qualität. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte der Konzern mit rund 100.000 Beschäftigten einen Umsatz von 41,4 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung beliefen sich bereinigt um Sondereinflüsse auf 4,9 Milliarden Euro. Weitere Informationen sind im Internet zu finden unter www.bayer.de
Die Bayer Vital GmbH vertreibt die Arzneimittel der Divisionen Consumer Health und Pharmaceuticals in Deutschland. Mehr Informationen zur Bayer Vital GmbH finden Sie unter: www.gesundheit.bayer.de
Zukunftsgerichtete Aussagen
Diese Presse-Information kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung von Bayer beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen ein, die Bayer in veröffentlichten Berichten beschrieben hat. Diese Berichte stehen auf der Bayer-Webseite www.bayer.de zur Verfügung. Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.
Quelle: Bayer